Woche der Gemeinschaftsschulen: Andreas Stoch besucht Egauschule

Als Kultusminister hat der Heidenheimer SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Stoch viele Gemeinschaftsschulen im Land selbst genehmigt, so auch die Egauschule. Deswegen hat er sich im Rahmen der Woche der Gemeinschaftsschulen gerne ein Bild von der Entwicklung dieser noch relativ jungen Schulform in Dischingen gemacht.

„Ja, Corona und die Lockdowns waren eine Herausforderung“, so Schulleiterin Heidrun Abele. „Aber wir haben das recht gut geschafft, weil wir alle an einem Strang ziehen und viel Mehrarbeit leisten.“ Der Fernunterricht habe aufgrund der guten IT-Ausstattung und des an der Gemeinschaftsschule gewohnten selbstständigen Arbeitens der Schülerinnen und Schüler schnell und gut funktioniert. Ein Dankeschön ging dabei auch an die Gemeinde und Bürgermeister Jakl, der zusammen mit einigen Lehrkräften und Zehntklässlern am Gespräch mit dem Abgeordneten teilnahm.

Nach ihren Erfahrungen in der Egauschule befragt, bewerteten die Zehntklässler vor allem die individuelle Betreuung und das persönliche Coaching als besonders wertvoll. Ihnen gefielen das gute Klima und die familiäre Atmosphäre. „Der Name Gemeinschaftsschule trifft es sehr genau“, sagte eine Schülerin. „Denn hier steht die Gemeinschaft im Vordergrund.“ Auch die Möglichkeit, zwischen den Niveaus wechseln zu können, finden sie gut. „Aber gerade dafür ist es wichtig, genügend personelle Ressourcen zu haben“, weiß Stoch. Deswegen brauche man ausreichend Personal und hier stehe das Land in der Pflicht. Generell wünscht sich der frühere Kultusminister mehr multiprofessionelle Teams an den Schulen. „Wir brauchen nicht für alles, was an Schulen wichtig ist, ausgebildete Lehrer. Wir brauchen Unterstützungssysteme, die unsere Lehrkräfte entlasten.“ Schulsozialarbeit könne hier vieles leisten, wie Schulsozialpädagogin Bianca Strässle bestätigte. Auch IT-Administratoren wären zum Beispiel wichtig, so Stoch, damit die Betreuung der Technik nicht von den Lehrdeputaten abginge. Hier müsse aber eine salomonische Finanzierungslösung zwischen Land und Kommunen gefunden werden.

„Ich hätte mir vor einigen Jahren nicht vorstellen können, dass wir so schnell derart digital aufgestellt sind“, erklärte der stellvertretende Schulleiter Wolfram Schmoll und sieht in der Zeit der Pandemie durchaus auch positive Veränderungen. Er hofft, dass diese Entwicklung nach der Pandemie nicht versandet. Stoch sieht in der schnellen Digitalisierung einen wichtigen Fortschritt, der zukünftig die pädagogische Arbeit im Unterricht erleichtern und mehr individuelle Förderung ermöglichen müsse. Lehrer Philipp Kohnle ist sich sicher, dass sich die Lernrückstände aufholen lassen, aber das soziale Miteinander habe gelitten. Vielen Kindern falle es nach der langen Abwesenheit schwer, sich in die Klassengemeinschaft einzufügen und wieder Struktur zu finden. „Sie müssen das Lernen erst wieder lernen.“

Insgesamt sei man in der Egauschule auf einem sehr guten Weg, ist sich die Runde einig. „Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Abschlüsse an den Gemeinschaftsschulen genauso gut sind wie an den Schulen des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems“, betonte Stoch, der sich für ein gemeinsames Lernen einsetzt. „Es ist nicht notwendig, Schülerinnen und Schüler in Schubladen zu stecken, sondern sie bestmöglich individuell zu fördern. Die Gemeinschaftsschule ist da eine gute Lösung.“ Auch Bürgermeister Jakl freut sich über den Erfolg seiner Schule. „Ohne die Umstellung auf Gemeinschaftsschule hätten wir keine weiterführende Schule mehr am Ort. Wir sind gut und breit aufgestellt, die Schülerklientel hat sich stark entwickelt und wir haben deutlichen Zuwachs.“ Auch Schulleiterin Abele kann dem nur zustimmen: „Es ist sicher ein Lernprozess, aber wir merken, dass sich Vorbehalte gegen die Gemeinschaftsschule zunehmend auflösen.“

Festakt zu neun Jahren Gemeinschaftsschule – die Schulart hat sich fest in der Bildungslandschaft etabliert

Kultusministerin Theresa Schopper: „Ich bin überzeugt vom Konzept der Gemeinschaftsschule. Sie ist eine adäquate Antwort auf die moderne Gesellschaft und ein wichtiger Baustein für gerechte Bildungschancen.“

Von 42 auf mehr als 320 in neun Jahren: Das ist die Entwicklung der Standorte der Gemeinschaftsschule, die zum Schuljahr 2012/2013 in Baden-Württemberg gestartet ist. Heute lernen mehr als 80.000 Schülerinnern und Schüler nach dem pädagogischen Konzept der Gemeinschaftsschule. Nach dem ersten Hauptschulabschluss 2017 und dem ersten Realschulabschluss 2018 haben mittlerweile auch die ersten Schülerinnen und Schüler ihr Abitur abgelegt – ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der noch jungen Schulart. „Die Gemeinschaftsschule ist fest in der Bildungslandschaft in Baden-Württemberg verankert“, sagt Kultusministerin Theresa Schopper bei der Veranstaltung „Neun Jahre Gemeinschaftsschule in Baden-Württemberg“ im Kursaal in Bad Cannstatt.

Dieser strukturelle Aufwuchs wäre ohne das große Engagement unterschiedlicher Akteure nicht möglich gewesen. Schulleitungen und Lehrkräfte, Eltern, Schulträger, Schulverwaltung, Verbände und die Politik – alle haben am Aufbau mitgewirkt, allen gilt ein großer Dank und allen zeigt der Koalitionsvertrag, dass sich die Landesregierung eindeutig zur Gemeinschaftsschule bekennt. „Bildungsgerechtigkeit ist mir ein besonderes Anliegen, und ein gerechtes Bildungssystem leistet auch einen entscheidenden Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Zumal erfolgreiche Bildungsbiographien nicht zuletzt auch die Basis für den Erfolg unserer heimischen Wirtschaft sind“, sagt Schopper und fügt an: „Bildungsgerechtigkeit heißt auch, auf die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen einzugehen – und das ist eine der zentralen Zielsetzungen der Gemeinschaftsschule.“

Ein Argument für das Konzept der Gemeinschaftsschulen liefern die Schülerinnen und Schüler, die ihre Abschlussprüfungen zu einem sehr großen Anteil erfolgreich abgelegt haben. Zudem zeigen die Leistungen der Kinder und Jugendlichen: Die Gemeinschaftsschule ist eine Schule des Bildungsaufstiegs, und ihre Berechtigung bestätigen auch die Rückmeldungen – unter anderem von Eltern, aus der Wirtschaft oder in Form von Auszeichnungen und Preisen. Dieses Engagement trägt Früchte: Die Schülerzahlen sind auf hohem Niveau stabil. Familien schätzen es, dass es wohnortnah eine Schule gibt, die zu allen Abschlüssen führt. Eine gute Gemeinschaftsschule ist damit ein echter Standortvorteil für die Gemeinde. Wichtige Zukunftsthemen wie Digitalisierung oder Inklusion finden in der Gemeinschaftsschule ebenfalls einen guten Nährboden. So will das Kultusministerium die Profilierung der Gemeinschaftsschule weiter vorantreiben, weiteren Gemeinschaftsschulen ermöglichen, gymnasiale Oberstufen einzurichten, oder auch die Zuweisung von Gymnasiallehrkräften an Gemeinschaftsschulen optimieren.

„Wir haben ein großes Interesse an der Fort- und Weiterentwicklung der Gemeinschaftsschule. Denn ich bin von ihrem pädagogischen Konzept überzeugt“, sagt Ministerin Schopper und fährt fort: „Und ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass dieses auch eine adäquate Antwort bereithält, um einer Gesellschaft, die sich mit vielen Umbrüchen auseinandersetzen muss, gerecht zu werden und gerechte Bildungschancen zu schaffen.“

Auch die Egauschule Dischingen hat sich im Jahre 2013/14 auf den Weg der Gemeinschaftsschule gemacht. Die Eltern und Erziehungsberechtigen sind eingeladen, das vielfältige Angebot, das die Geminschaftsschule bietet, an der Egauschule in Anspruch zu nehmen. Die individuellen Fähigkeiten und Talente ihrer Söhne und Töchter können dank vielfältiger Wahlmöglichkeiten ideal gefördert werden. Es gilt Neugierde zu bewahren und Freude am Lernen zu finden.

Durch die sehr gute digitale Ausstattung konnten und können unsere Kinder sowohl im Präsenz- als auch im Fernunterricht nach den neuestens Unterrichtsformen bestens unterrichtet werden.

Mit dem aktuellen Schuljahr besuchen nun 390 Schülerinnen und Schüler in 21 Klassen die Egauschule.  Als aufstrebende Gemeinschaftsschule eröffnet sie den Schülerinnen und Schülern ein breites Angebot zur individuellen Förderung und Entwicklung auf ihrem Weg zu einem Hauptschul- oder Realschulabschluss, in die Berufsbildung oder ans Gymnasium. Hierfür baut die Schule ihren Lehrkörper beständig aus: Immer mehr Realschul- und Gymnasiallehrkräfte finden den Weg nach Dischingen, sodass nach der Grundschulphase alle Niveaustufen – vom Hauptschul- bis ins Gymnasialniveau – ideal unterrichtet werden können. „Ein wesentliches Ziel unserer Schule ist die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung“, erklärt die Schulleiterin, „wir möchten die Schülerinnen und Schüler zu Selbstvertrauen und Eigenständigkeit führen, damit sie dem Leben mit seinen Herausforderungen gewachsen sind.“

Im Schuljahr 2021/22 werden 50 Kinder an der Egauschule den Schulabschluss absolvieren. 26 Jugendliche werden den Realschulabschluss machen und 24 den Hauptschulabschluss.

Trotz Gegenwind im Höhenflug

„Bildungsgerechtigkeit ist möglich – wenn man sie zulässt!“,

so lautet das Fazit des Vereins für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg e.V. nach dem ersten Prüfungsgang von baden-württembergischen Gemeinschaftsschülern zur mittleren Reife. Die junge Schulart positioniert sich klar als neue Talentschmiede im Land.

„Es zählt, was hinten rauskommt“ – wie oft mussten überzeugte Anhänger der Gemeinschaftsschule BW sich diesen Satz seit Einführung der Schulart im Jahr 2012 anhören. Vor den Sommerferien absolvierte der Starterjahrgang der Gemeinschaftsschule nun nach sechs Jahren Unterricht in der noch jungen und vielen nach wie vor fremden Schulform seine Realschulprüfungen.

„Wir sind rundum bestätigt - nun haben wir es schwarz auf weiß: die Gemeinschaftsschule ist eine Erfolgsgeschichte. Konkrete Entwicklungschancen für das einzelne Kind fügen sich zur großen Zukunftschance für den Bildungsstandort Baden-Württemberg“, resümiert Matthias Wagner-Uhl, Vorsitzender des Vereins für Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg e.V.

Das konkrete Ergebnis des ersten Prüfungslaufs zeigt eindrucksvoll auf, wie auf das einzelne Kind ausgelegtes längeres gemeinsames Lernen die schulische Leistung deutlich positiv befeuert: Die durchschnittlichen Prüfungsnoten der Gemeinschaftsschul-SuS in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch lagen minimal unter jenen der AbsolventInnen der tradierten Realschule.

„Die Schülerzusammensetzung zeigt, wie prächtig sich unsere SuS entwickelt haben – wir haben mit einer deutlich schwächer eingeschätzten Schülerschaft vergleichbare Ergebnisse wie die Realschulen erreicht“, sagt Wagner-Uhl. Man sei auf Augenhöhe – und noch mehr!

Denn: Die aktuellen Prüfungsergebnisse wurden an der Gemeinschaftsschule mit einer Schülerzusammensetzung von 60 Prozent Hauptschul-Empfohlenen sowie 28 Prozent Realschul-Empfohlenen erzielt. An der Realschule trugen hingegen lediglich 27 Prozent Hauptschul-Empfohlene, 55 Prozent Realschul-Empfohlenen sowie 18 Prozent gymnasialempfohlene Kinder zum aggregierten Prüfungsergebnis bei. „Hier verzerrt sich das Bild und es ist wichtig, beim Vergleichen von Zahlen genau hinzusehen, wer an den Prüfungen beteiligt ist“, sagt der Vereinsvorsitzende, denn „unsere stärksten zwölf Prozent an SuS wechseln nach gymnasialer Versetzungsordnung in eine Oberstufe - und tragen so gar nicht zu den guten Prüfungsergebnissen bei“.

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Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Jahrgänge: Gemeinschaftsschulleiter im Austausch mit grünen Landespolitikern

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Fünf Jahre Gemeinschaftsschule – Besuch beim Festakt in Stuttgart

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht die Gemeinschaftsschule fünf Jahre nach ihrem Start als Pionier auf vielen Gebieten. „Gemeinschaftsschulen sind leistungsstarke Schulen, die sich in kurzer Zeit sehr positiv entwickelt haben“, sagte der Politiker.  Inzwischen gibt es mehr als 300 Gemeinschaftsschulen im ganzen Land, mehr als 50000 Schülerinnen und Schüler besuchen diese Schulart, das heißt jede/r sechste Schüler/in wechselt nach der 4. Klasse auf eine Gemeinschaftsschule.

Die Gemeinschaftsschule bietet ein wohnortnahes Schulangebot mit allen Bildungsstandards und bereitet auf alle Schulabschlüsse vor. Durch individuelles Lernen tragen Gemeinschaftsschulen zu mehr Bildungsgerechtigkeit und damit zu größerem Bildungserfolg bei. Die Lehrer und Lehrerinnen bereiten den Unterricht auf drei Niveaustufen vor, der auf die Bedürfnisse der Schüler und Schülerinnen eingeht. Es gibt individuellen Unterricht, aber auch lehrerzentrierten Unterricht. Die Gemeinschaftsschule ist eine innovative Schule, die mit ihrem pädagogischen Konzept und hohem Einsatz genau auf die Herausforderung eingeht, vor der wir verstärkt stehen – der zunehmend vielfältigen Schülerschaft. Wenn Schülerinnen und Schüler gemäß ihrer individuellen Fähigkeiten auf ganz unterschiedlichen Lernwegen ihr Ziel erreichen, dann profitieren die Schwächeren und die Leistungsstärkeren auf diesem gemeinsamen Weg.

Die Erfolge sprechen für sich: Der deutsche Schulpreis für herausragende Unterrichtskonzepte 2017, der bundesweite Wettbewerb „Starke Schule“ 2017 und die Auszeichnung  „Smart School“ (Auszeichnung für digitale Infrastruktur, das pädagogische Konzept, Qualifizierung der Lehrkräfte) gingen an Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg.